70 Jahre Volvo PV444 B „Buckel“: Schwedischer Klassiker mit visionärer Sicherheitstechnik
Köln. Volvo feiert ein rundes Jubiläum: Vor 70 Jahren begann bei der schwedischen Premium-Marke die Ära der Großserienproduktion. Im September 1950 rollte der Volvo PV444 in weiterentwickelter B-Serie vom Band und damit erreichte die im Stromlinienstil gezeichnete Fastback-Limousine erstmals Stückzahlen, die Volvo dauerhaft auf Platz eins der schwedischen Neuzulassungsstatistik positionierten. Vor allem aber legte der von deutschen Fans liebevoll „Buckel Volvo“ genannte Volvo PV444 die Basis für einen globalen Exporterfolg der für ihre Sicherheitsinnovationen und Langlebigkeit gerühmten Baureihe. Dazu beigetragen hat der verwandte Volvo PV445 Duett, der als Wegbereiter aller variablen Kombis mit Pkw-Eigenschaften gilt. Seine Weltpremiere feierte der im avantgardistischen Aero-Design gestaltete Volvo PV444 A bereits im Jahr 1944 als sicherheitstechnisch wegweisendes erstes schwedisches Volumenmodell für die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs nach dem Zweiten Weltkrieg. Bedingt durch Materialknappheit kam die Serienfertigung aber erst 1947 in Gang und bis September 1950 konnten nur rund 12.500 Fahrzeuge ausgeliefert werden. Auf die Serie A folgte deshalb B und in dieser sowie folgenden Evolutionsstufen konnte der Volvo PV444 alle bestehenden skandinavischen Pkw-Produktionsrekorde brechen. So dauerte es nur fünf Jahre bis zur Auslieferung des 100.000sten Volvo PV444 und als im Jahr 1958 der lediglich moderat modernisierte Volvo PV544 die Nachfolge antrat, waren weltweit insgesamt fast 200.000 Einheiten der für ihre Sicherheitsinnovationen und Langlebigkeit gerühmten Volvo PV444 Limousinen verkauft worden. Zur Einordnung dieser damals sensationellen Zahlen: Bis zum Markstart des „Buckel Volvo“ wurden maximal 2.000 Einheiten von einem Volvo Modell gebaut. Revolutionär sichere, sportliche und langlebige Familienfahrzeuge Allerdings konnten die beiden Volvo Gründerväter Assar Gabrielsson und Gustaf Larson mit dem Volvo PV444 - der Typencode stand für Personvagn (PV), 4 Zylinder, 40 PS und 4 Sitze (444) - auch ein revolutionär neues Familienfahrzeug vorstellen. Dafür stand die selbsttragende Karosserie mit innovativer vorderer Einzelradaufhängung, der großzügige Radstand von 2,60 Metern und die solide Konstruktion mit damals beispielhafter passiver Sicherheit für alle Passagiere. Dies übrigens auch beim ersten schwedischen Kult-Kombi für Familie, Freizeit und Gewerbe, dem 1953 eingeführten Volvo PV445 Duett, der als Kombi-Limousine mit bis zu zwei umklappbaren Rückbankreihen und riesigem, variablem Ladeabteil punktete. Außerdem wurde er ebenso wie der Volvo PV444 B vom effizienten, legendär robusten und nun 32 kW (44 PS) leistenden B4B-Vierzylinder angetrieben. Ein Motor, der den Volvo PV444 fit machte für eine Favoritenrolle im Rallyesport. Dort zeigte der dynamische und zuverlässige Zweitürer seine Durchsetzungsfähigkeit sowohl bei der Rallye Monte Carlo als auch bei der berühmt-berüchtigten Tour de Belgique 1951, wo Volvo PV444 B alle drei Podiumsplätze errangen. Vorreiter für vorbildliche Fahrzeugsicherheit Weitere Motorsporterfolge festigten den Ruf der ikonischen Fastback-Limousine als dynamisches und sicheres „Family Sports Car“, das ab 1955 Nordamerika als wichtigen Exportmarkt für Volvo im Sturm eroberte. Bereits 1956 war Volvo die zweitgrößte Importmarke in Kalifornien. Auch in Deutschland war es der Volvo PV444, der mit markanter „Buckel-Form“ und mit vollkommen neuen Sicherheitsdetails die schwedische Marke populär machte. So wurden im Volvo PV444 zuerst innovative Zweipunkt-Sicherheitsgurte angeboten und dann im weiterentwickelten Modell Volvo PV544 der zukunftsweisende erste Dreipunkt-Sicherheitsgurt eingeführt. Ein patentierter Lebensretter für inzwischen mehr als eine Million Menschen, dessen Wirkung Volvo bei einer Sicherheitskonferenz in Deutschland 1961 auf dramatische Weise demonstrierte: Der „Buckel Volvo“ überschlug sich und sein Fahrer stieg unverletzt aus. Auch die Entwicklung rückwärtsgerichteter Kindersitze zum Schutz für die Kleinsten begann im Volvo PV544 „Buckel“. Andere visuelle Sicherheitsausstattungen wie das als „Kuckuck“ bezeichnete originelle Fixlicht auf dem Dach des Volvo PV444 B waren kurzlebig, inspirierten dafür aber nachhaltige Lösungen. Dieses „Kuckuck“-Fixlicht diente als weithin sichtbarer Fahrtrichtungsanzeiger mit blauer Lampe in der Mitte und Orange leuchtenden Blinkern, die beim Abbiegen die Richtung zeigten. Allerdings störte der unkonventionelle „Kuckuck' bei der Montage von Dachgepäckträgern, weshalb er nach kurzer Zeit durch klar erkennbare seitliche Blinkleuchten ersetzt wurde. Besonders langlebig und zuverlässig Zum Sicherheitsprogramm für den Volvo PV444 gehörte auch eine neuartige, effektive Rostvorsorge, denn nur dann blieben Karosserie und Fahrgastzelle dauerhaft stabil und boten wirksamen Schutz bei Unfällen. Deshalb fuhren alle Volvo PV444 B Karosserien durch ein Rotationstauchbad, das eine langfristig schützende Phosphatschicht ermöglichte - und so nebenbei den Grundstein legte für eine spätere Karriere des Volvo PV444 als Oldtimer. Dazu trug aber auch der zuverlässig arbeitende Volvo B4B Motor bei, ein 1,4-Liter Vierzylinder, der rekordverdächtig hohe Laufleistungen erreichte und mit Ölfilter, neuer Kurbelwelle und neuem Zylinderkopf die Basis bot für bis zu 38 kW (51 PS) starke Sportversionen. Keine Überraschung daher, dass der solide und verlässliche Volvo PV444 bis heute zu den beliebtesten Kultklassikern zählt. Wo der „bucklige“ Schwede auftaucht, ist ihm Beifall sicher.